Brandon Niyibizi und Simeon Turatsinze (übersetzt aus dem Englischen):

„Wir haben im Herbst 2019 die Möglichkeit bekommen an einem 30-tägigen Austausch nach Deutschland teilzunehmen, wo wir z.B. je eine Schule in Zweibrücken und Mainz besucht haben. Wir konnten mit Schülern über das Leben in Ruanda sprechen, über ihre Vorstellungen und umgekehrt. Dies war sowohl für uns als auch für die Schüler eine einmalige Erfahrung, die es uns ermöglichte, ein besseres Verständnis für die verschiedenen Leben, die wir führen, zu entwickeln.

Außerdem haben wir die Chance bekommen Krankenhäuser, Museen, das Chemie-Unternehmen BASF, Flüchtlingsunterkünfte und Deutschlands größte Städte zu besuchen. Alle Unternehmungen wurde auf unsere Studiengebiete und persönlichen Interessen abgestimmt.

Dieses ruandische Sprichwort fasst alles am besten zusammen: „akanyoni katagurutse ntikamenya iyo bweze”, was wörtlich übersetzt soviel wie “ein Vogel, der nicht fliegt, wird niemals wissen, wo Nahrung oder Zuflucht zu finden sind” bedeutet. Die Nahrung verstehen wir hier als neue Informationen, Wissen und neu gewonnene Freundschaften.

Der Austausch hat uns ermöglicht neue Lebensweisen und Lebensstile kennenzulernen, was  manchmal sowohl spannend als auch ein Schock war. Spannend, weil wir viele neue Erfahrungen und neue Erlebnisse sammeln durften: z.B. mit dem Flugzeug fliegen, mit dem Zug fahren oder im Stadion mit 81.000 Fans ein Fußballspiel unserer Lieblingsmannschaft sehen!

Der Schock teilt sich in positive und negative Erlebnisse auf, auch wenn die positiven Erfahrungen bei weitem überwogen haben.

Dennoch sind einige wenige es Wert genannt zu werden. So z.B. die oft durch Vorurteile geprägten Sichtweisen einiger Deutsche auf Afrika oder eine andere Wahrnehmung von Materialismus (wir haben einmal Gucci Flipflops für 600 Euro in einem Einkaufszentrum gesehen).

Zu den positiven Eindrücken, die uns besonders geprägt haben, zählt beispielsweise, dass wir Europa, bzw. Deutschland, so kennenlernen durften, wie es wirklich ist und nicht wie das, was man in Filmen vermittelt bekommt: die Menschen arbeiten hart und es ist kein reines „Paradies“. Oder wie ein afrikanischer Flüchtling mit uns teilte: genauso wie zu Hause haben die Menschen mit Armut und vielen alltäglichen Problemen zu kämpfen!

Wir haben auch erstaunliche Menschen getroffen, wie z.B. eine 15-jährige Schülerin, die an unserem Workshop teilnahm. Sie arbeitete neben der Schule, um sich eine Studienreise nach Ruanda zu finanzieren. Das war überwältigend und öffnete uns ein Stück weit die Augen. Obwohl unser Land, wie viele andere afrikanische Länder auch, mit viel Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat – größtenteils wegen unserer Demografie – bleiben die meisten Jugendlichen abhängig von ihren Eltern bis sie ihr Studium abgeschlossen haben. Auch, weil kleine Jobs ignoriert oder als minderwertig betrachtet werden (bspw. Kellner). Diese Erfahrung und viele andere haben unsere Sichtweisen stark verändert.

Wir möchten eine großes Dankeschön an unsere Gastgeber aussprechen, die uns begleitet und jeden Aspekt der Gesellschaft mit Leidenschaft erklärt haben: Alexandra Hoehnein in Berlin, Dr. Martin Knippenberg in Köln, Familie Strassner in Mainz, Frau Uschi Osypka und Familie in Frankfurt und all unsere deutschen Freunde, die wir wieder gesehen haben, nachdem wir uns zuvor in Ruanda kennengelernt haben!

Es Mögen in euren Augen Kleinigkeiten gewesen sein, doch eure warme Aufnahme und Gesten werden für immer in unseren Herzen bleiben.

Wir lieben Euch!“